(Für die Texte und die Abbildungen wurden Fachbücher, Publikationen, Leitlinien z.B. in awmf.org und Beiträge von Kollegen konsultiert.)

Alopezie-Haarausfall

 Bei Haarausfall unterscheidet man grundsätzlich zwischen

Effluvium (aus dem lat. Ausfall): Dies bezeichnet den Vorgang des über die Norm gesteigerten Haarausfalls. Gesteigerter Haarausfall führt nicht notwendigerweise zu einer Alopezie.

Alopezie: Dies bezeichnet ganz allgemein eine sichtbare Lichtung des Kopfhaars, d.h. ein Zustand mit abnorm „schütterem“ Haupthaar  (Hypotrichose) oder mit haarlosen Hautbezirken (Alopezie im engeren Sinne).

 

Typ

Ursache

Androgenetische Alopezie = vererbter Haarausfall

Kombination von 3 Faktoren:

Erbanlage

männliche Hormone (Androgene)

Alter

Alopezia areata

Immunbedingte Haarwurzelentzündung

Diffuse Alopezie

Allgemeinerkrankungen
(chronische Infektionskrankheiten, rheumatische Erkrankungen, Über- oder Unterfunktion bestimmter Hormondrüsen wie der Schilddrüse, Tumorleiden)

Mangelzustände
(z.B. Eisenmangel, radikale Diätkuren)

Medikamente
(z.B. Chemotherapie, Blutverdünner u.a.)

Hohes Fieber
(z.B. bei Infektionskrankheiten)

Operations- und Verletzungsstress

 

 Androgenetische Alopezie

(Androgenetisches Effluvium – Alopezia androgenetica)

Männer

Frauen

Abbildungen gemäss den Publikationen:

Hamilton JB: Patterned loss of hair in man; types and incidence. Ann N Y Acad Sci. 1951 Mar;53(3):708–28.

Norwood OT: Male pattern baldness: classification and incidence. South Med J. 1975 Nov;68(11):1359–65.

Ludwig E.: Classification of the types of androgenetic alopecia (common baldness) occurring in the female sex. Br J Dermatol. 1977 Sep;97(3):247–54.

Ursache für den häufig als erblich bedingt bezeichneten Haarausfall (alopecia androgenetica oder androgenetische Alopezie, durch Androgene (Hormone) hervorgerufener Haarausfall) ist eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT: ein Stoffwechselprodukt des wichtigsten männlichen Hormons, des Testosterons). Hierdurch hervorgerufener Haarausfall ist genetisch bedingt. Es entsteht aus Testosteron durch Umwandlung mit Hilfe des Enzyms 5-alpha-Reduktase Typ II. DHT verkürzt die Wachstumsphase der Haarfollikel und verkleinert diese, so dass nur noch feine Härchen entstehen und schliesslich die Haarbildung aufhört. So nimmt die Zahl der Haare ab.

Die androgenetische Alopezie ist weitaus die häufigste Form des Haarverlusts beim Mann und Frau. Sie beginnt oft schon in jungen Jahren, manchmal bereits nach der Pubertät. Im mittleren Lebensalter betrifft sie ca. 50% der Männer und steigt nachher auf über 80% an. Während sich die androgenetische Alopezie beim männlichen Geschlecht häufig bereits vor dem 20. Lebensjahr mit deutlicher Geheimratseckenbildung ankündigt, kommt es bei der Frau mehrheitlich erst im dritten Lebensjahrzehnt zur allmählichen Ausdünnung der Haare im Scheitelbereich. Damit beginnt ein fortschreitender Prozess mit meist schubweisem Verlauf.

 Diffuse Alopezie

 Bei dieser Form von Haarverlust kommen gleichzeitig viele Haarfollikel in die Rückbildungsphase. Die Folge ist eine diffuse Ausdünnung des gesamten Kopfhaares (sog. Diffuse Alopezie). Diffuse Alopezie ist als Symptom verschiedener Störungen des Gesamtorganismus aufzufassen und tritt beispielsweise bei schweren Allgemeinkrankheiten, Stresssituationen wie Operationen, hohem Fieber, radikalen Diätkuren, Eisenmangel, als unerwünschte Arzneimittel-Wirkung und bei Krankheiten von Hormondrüsen (Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Hypophyse) auf. Diskutiert wird auch der Einfluss von schwerem psychischem Stress.

 

Alopecia areata

Unter Alopecia areata (auch: Alopecia circumscripta / Pelade / Areata celsis / kreisrunder Haarausfall) versteht man einen runden, lokal begrenzten krankhaften Haarausfall (bei über 80% der betroffenen Personen ausgehend vom Kopf; bei Männern auch im Bartbereich oder in Ausnahmefällen im Bereich der Körperbehaarung), der erstmals von Hippokrates erwähnt wurde und damals in Anlehnung an eine Fuchskrankheit so genannt wurde (altgriech. λώπηξ alopex „Fuchs“), weil man beobachten konnte, dass manchen Füchsen die Haare fleckenförmig ausfielen.

Zugrunde liegt dieser Erkrankung eine Immunstörung, die zu einem Angriff bestimmter Immunzellen auf die Haarwurzelzellen führt. Die Immunstörung wiederum kommt häufig bei Allergikern vor und wird durch Beeinträchtigungen des Immunsystems (Infekte, Stoffwechselstörungen, psychischer Streß) ausgelöst.

 

Therapiemöglichkeiten

Wenn man etwas gegen übermässigen Haarausfall tun möchte, hat man die Möglichkeiten, Medikamente einzunehmen oder ein Haarwuchsmittel aufzutragen. Bei androgenetischer Alopezie (anlagebedingtem Haarverlust) wirkt beides grundsätzlich nur so lange es angewendet wird. Ausserdem müssen als Voraussetzung noch feine Haare (bzw. der Haarfollikel) erhalten sein, die durch die Behandlung wieder zu kräftigen Haaren werden können.

 

Haarwachstum fördernden Medikamente: Finasterid bei Männern, Hormon Präparate mit antiandrogener Wirkung für die Frauen.

 

Lokale Mittel: Minoxidil, steroid-hormonhaltige Präparate.

Aufbaupräparate; wie z.B. Biotin, Zink, Vitamine. Diese sind nur wirksam zur Verbesserung der Haarqualität aber nicht wirksam gegen den Haarausfall der Haare selbst.

Die Therapie des genetisch bedingten, hormonellen Haarausfalls wird in der Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt, wohl aber die Abklärung beim Hautarzt.

 

Minoxidil: Eigentlich als Mittel gegen hohen Blutdruck eingeführt, zeigte sich zufällig, daß dieses Medikament das Haarwachstum fördert. Minoxidil wird in Lösungen 2 x täglich auf die Kopfhaut aufgetragen.

Finasterid: Dieses Medikament hemmt ein bestimmtes Enzym im Haarfollikel, dass das männliche Hormon Testosteron in eine aktivierte Form überführt. Da dieses Enzym nur am Haarfollikel vorkommt, wirkt Finasterid nur dort. Da die Ursache für männlichen Haarausfall, nämlich die erhöhte Testosteronempfindlichkeit, beseitigt wird, ist dieses Medikament hochwirksam.

Das Medikament wird in Tablettenform 1 x täglich eingenommen und ist zur Zeit nur für Männer einsetzbar. Das Medikament muss langfristig eingenommen werden, da es nach dem Absetzen zum erneuten Haarausfall kommt. Die Kosten werden nicht von den Krankenversicherungen übernommen.

 

Bei der Alopezia areata werden die kahlen Areale spezifisch durch Injektion bestimmter Medikamente und durch eine lokale Lichtbestrahlung (L-PUVA-Therapie) behandelt. Begleitend wird versucht, (auch mit naturheilkundlichen Verfahren) die Störung des Immunsystems aufzuheben.

 

Meso-Therapie: In letzter Zeit hat die Mesotherapie auch in der Behandlung des diffusen und kreisrunden Haarausfalls Einzug gehalten. Bei der diffusen Alopezie werden mittels feinster Kanülen Medikamentengemische, die die Durchblutung, die Ernährung und den Stoffwechsel der Haarwurzelzellen fördern mittels feinster Kanülen in die Nähe der Haarwurzeln injiziert. Die Behandlung erfolgt kurmässig in anfangs wöchentlichen, später 14tägigen und am Schluss 4wöchigen Intervallen. Auch beim kreisrunden Haarausfall zeigt diese Behandlungsform, ergänzt durch Zumischung von Kortikoidkristallen hervorragende Wirkungen.